Gegen die Stammbahn

Ein Gespräch mit Peer Hartwig

KLEINMACHNOW.  Peer Hartwig ist Sprecher der Schutzgemeinschaft „An der Stammbahn e.V.“ Mit dem BÄKE Courier führte er ein Telefongespräch zum Thema Stammbahnbau. Dabei machte er von Beginn an klar, dass die Idee, die Stammbahn zu reaktivieren, für die Region kontraproduktiv sei. Zunächst einmal sei die Lösung teuer. Man rechne mit 400 bis 500 Millionen Euro für eine Wiederherstellung. Die Querung der Bahnlinie in Kohlhasenbrück wäre technisch äußerst anspruchsvoll und ein Mammutbauwerk. Eine Nutzen-Kosten-Untersuchung zur Stammbahn im Jahre 2008 ergab einen Faktor von 0,68, die Stammbahn wäre somit nicht effizient. 

Ein weiteres Manko der Stammbahn ist die periphere Lage zu TKS. Die Trasse verläuft am äußersten nördlichen Rand der Gemeinde Kleinmachnows und somit kann kaum von einer schienengebundenen Erschließung gesprochen werden. Außerdem verginge sehr viel Zeit, bis die neue Stammbahn überhaupt in Betrieb genommen werden könne. Vor 2040 sei mit einer Inbetriebnahme nicht zu rechnen. Doch man brauche eine zeitnahe zusätzliche Alternative für die Verkehrswende, um den motorisierten Individualverkehr (MiV) einzudämmen.

Dazu hat Hartwig auch einige Ideen. Um mehr Menschen schneller und kostengünstiger auf die Schiene zu bringen, müsse man die Wannseebahn, auch bekannt als Alliiertenbahn, die von Lichterfelde über Mexikoplatz bis Wannsee führte und bis 2020 noch in Betrieb war, ertüchtigen. Hartwig fordert auch eine noch bessere Taktung der Busanbindungen zum SPNV. Eine S-Bahnanbindung an Stahnsdorf sei ebenfalls sinnvoll. Von dieser könne auch Kleinmachnow profitieren.

Insgesamt sei die Zeit an einer Stammbahn vorbeigegangen. Wer wolle am Ende 40 Hektar Wald roden, riesige Lärmschutzwände mitten in der Region bauen und 12 Ingenieurbauwerke erstellen, um am Ende Kleinmachnow und die Region auch optisch wieder von Berlin zu trennen, fragt Hartwig. Dies sei nicht mehr zeitgemäß und hinsichtlich Ökologie und Ökonomie unüberlegt und gestrig im schlimmsten Sinne.

Weg an der Stammbahn, Fotos Kü

Facebook