Feldzug gegen roten General

Ein Kommentar

Manches ist zu schäbig, um wahr zu sein. Dazu gehört die jüngst gestellte Forderung der SPD-Fraktion Steglitz-Zehlendorf, das Ehrengrab des letzten Reichskanzlers der Weimarer Republik Kurt von Schleicher (1882-1934) auf dem Lichterfelder Parkfriedhof nicht zu verlängern und ihn aus der Liste der Berliner Ehrengräber zu streichen. Begründet wird der Vorschlag damit, dass der General kein Demokrat gewesen sei und 1930 am Sturz der Regierung Müller (SPD) mitgewirkt habe. Auf der Twitter-Seite der Fraktion heißt es gar, dass er mit seinen Taten den Nazis den Weg geebnet hätte. Eine solche Sichtweise verkürzt nicht nur die Tatsachen, sondern zeugt von mangelndem Respekt gegenüber Opfern des NS-Regimes. Schleicher mag vielleicht kein Demokrat nach heutigem Verständnis gewesen sein, er war aber ein entschiedener Gegner Hitlers, dessen politischen Aufstieg er vor 1933 zu verhindern versuchte. Auch nach der sogenannten Machtergreifung besaß er den Mut, offen Kritik an dem „Führer“ und seiner Gefolgschaft zu üben, und wurde dafür am 30. Juni 1934 zusammen mit seiner Frau von der SS ermordet.

Andreas von Klewitz

Foto: Ehrengrab von Schleicher Lichterfelder Parkfriedhof (Andreas von Klewitz)

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