Tugendprotzerei

Ein Kommentar

Während in der Ukraine sich der russische Aggressor austobt, pflegt man in Deutschland weiterhin den Salonpazifismus. So auch in Stahnsdorf. Die Grünen/Linken bringen demnächst eine Beschlussvorlage ein, in der auf kommunaler Ebene „ein starkes Zeichen für den Frieden“ gesetzt werden soll. Man wolle dem Bündnis Bürgermeister für den Frieden beitreten. Das ist eine Organisation, die sich für atomare Abrüstung einsetzt. Der Schritt wird mit der Drohung Russlands begründet, Atomwaffen einzusetzen.

Dazu hätte ich ein paar Fragen. Sind Atomwaffen immer schlecht? Was wäre denn, wenn die Ukraine Atomwaffen gehabt hätte? Immerhin greift man kaum einen Staat an, der welche besitzt. War es daher nicht eher ein Fehler, dass die Ukraine 1994 auf Atombomben verzichtete? Warum glaubt man denn, dass Atomwaffen eine Gefahr sind, wo wie doch offensichtlich auch jetzt verhindern, dass der Krieg sich ausweitet? Glaubt man ernsthaft, dass sich Russland, China, Nordkorea oder der Iran von solchen Zeichen beeindrucken lassen?

Nun vermutlich geht es bei der Beschlussvorlage gar nicht um diese Fragen oder um eine atomwaffenfreie Welt. Es geht eher darum, dass der deutsche Pazifismus auch hierzulande wieder mal seine Tugendhaftigkeit unter Beweis stellen muss. Man zeigt eben gerne die rechte Gesinnung. Das Ziel ist also kaum der Frieden zu befördern, sondern sich als friedensliebend darzustellen. So etwas nennt man Heuchelei. Vergeblich jedoch die Hoffnung, dass die anderen Gemeindevertreter sich diesem Virtue Signalling verweigern. Denn der Versuchung der Tugendprotzerei ist bis jetzt noch jeder verfallen.

Christian Kümpel

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