Neubau-Pläne für Bahnhof Zehlendorf wirken veraltet

Wie die Deutsche Bahn den Verkehrsknotenpunkt umbauen will

ZEHLEBDORF/REGION. Im Rathaus Zehlendorf liegen bis zum 5. April Planungen für die technisch dringend erforderliche Erneuerung und den Umbau des Bahnhofs Zehlendorf aus, der in den Jahren 2026 bis 2030 erfolgen soll. Nicht berücksichtigt werden darin ein geforderter Zugang am Westende der Bahnsteige und der Anschluss der Stammbahn. Noch können Einwände daran geäußert werden.

Bahnhof wird Großbaustelle

Zwei dicke Aktenordner zeugen von der Gewichtigkeit des Projektes: Der älteste Bahnhof Berlins stehe als Großbaustelle über Jahre im Mittelpunkt des Geschehens, verspricht die Deutsche Bahn. Den erbärmlichen Zustand des historischen Gebäudes bemerken die rund 19000 täglich ein- und aussteigenden Bahnkunden in ihrer Zielstrebigkeit kaum noch, doch insbesondere zwei Bürgerinitiativen setzen sich schon lange mit Vorschlägen für eine bessere Anbindung des Zehlendorfer Zentrums ein.
Dazu zählt zentral ein zweiter Zugang am westlichen Ende der Bahnsteige, also zwischen dem Postplatz und der Machnower Straße. Dass dieser seit 2014 geäußerte Wunsch der Bürgerinitiative Zehlendorf, den die Bezirksverordnetenversammlung im September 2022 unterstützte, von der Bahn komplett ignoriert wird, löst bei vielen Zehlendorfer Betrachtern der ausgelegten Pläne jetzt Kopfschütteln aus – ebenso wie das völlige Ausblenden des Stammbahn-Anschlusses. Kein Wunder, dass die Bürgerinitiative, die auch für den Wiederaufbau der Regionalbahn-Verbindung Tempo macht, mit erheblicher Kritik an den Plänen nachzieht.
Eine Umplanung sei unumgänglich, schreibt ihr Vorsitzender Hubertus Bösken in einer Mitteilung aus Kleinmachnow. Es müsse jetzt Vorsorge für zwei Gleise und zwei Brücken getroffen werden, und deren Lage muss einen Bahnsteig mit Zugang möglich machen. „Damit Bahnhof und Brücken beim Wiederaufbau der Stammbahn nicht nochmal angefasst werden müssen“, so das Fazit der Bahnfreunde aus dem benachbarten Brandenburg zu den aktuellen Bahnplänen. Noch bis zum 19. April sollten viele Einwände gegen die veraltete Planung beim Eisenbahn-Bundesamt, Außenstelle Berlin, oder beim Bezirksamt Steglitz/Zehlendorf erhoben werden, empfehlen die Bürgerinitiativen.
Das Eisenbahn-Bundesamt führt auf Antrag der DB Netz AG seit dem 30. September 2021 das Vorhaben durch. Erst vor drei Monaten haben die Berlin-Brandenburger Verkehrsministerien aber entschieden, 26 Millionen Euro in die Vorplanung der ältesten Bahnstrecke Preußens zu stecken, dessen erster Berliner Bahnhof übrigens der Zehlendorfer (1838) war.

Provisorien bis zum Wiederaufbau der Stammbahn

Das derzeit ausgelegte Bauvorhaben umfasst vor allem den Neubau der maroden Eisenbahnbrücken über den Teltower Damm. Doch dabei sollen die „Überbauten für das ehemalige zweite Fernbahngleis und den nicht mehr genutzten Fernbahnsteig ersatzlos zurückgebaut werden“, heißt es in den Erklärungen des Umbauvorhabens. Unterm Strich sollen beide Fernbahngleise mit Brücken und der komplette Fernbahnsteig abgerissen werden, stattdessen soll ein provisorisches Gleis über eine provisorische Eisenbahn-Brücke führen, die mit dem Wiederaufbau der Stammbahn in wenigen Jahren wieder abzureißen und durch zwei neue Brücken und neue Gleise zu ersetzen wären. „Kein sparsamer Umgang mit Steuerzahlergeld“, so die schwerwiegende Kritik.
Aktuell wird auf der westlichen Seite des Teltower Damms ein weiterer Zugang geplant. Dafür soll das Brückenbauwerk um fünf Meter verbreitert werden, um Platz für Fuß- und Radwege zu schaffen und eine neue Treppe zum Bahnsteig zu ermöglichen. Sie soll Reisende aus dem westlichen Teil vom Teltower Damm besser einbinden und den geforderten Tunnel ersetzen.

Nun ist die Öffentlichkeit gefragt, ...

… Einwände oder Hinweise abzugeben, das Verfahren dafür läuft im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens für das Bauvorhaben „Ersatzneubau Eisenbahnüberführung Bln-Zehlendorf“, wie das Projekt verkürzt heißt. Die östlichen Fußgänger- und Radtunnel werden bis auf die Geschäfte an derselben Stelle wieder aufgebaut. Die Pläne liegen mit allen dazugehörigen Details im Rathaus Zehlendorf aus und sind auch im Internet einsehbar: www.eba.bund.de/anhoerungsverfahren. gm

Einsicht in die Planungen bis 5.4.2023, Rathaus Zehlendorf, Kirchstr. 1/3, 14163 Berlin


Bilder:
Blick von der Machnower Straße auf das stillgelegte Fernbahngleis der Stammbahn, das abgerissen werden soll.

Die Bürgerinitiative Zehlendorf fordert einen Tunnel am westlichen Bahnhofs-Ende. (Fotos: gm)

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