Allround-Talent ohne Ruhestand

„Jenseits der Keramik“ – Werke des Stahnsdorfer Künstlers Egon Wrobel im Rathaus Kleinmachnow ausgestellt

KLEINMACHNOW. Egon Wrobel ist ein so abwechslungsreicher Künstler, dass fast alle bei ihm etwas finden, das ihnen gefällt. Im Kleinmachnower Rathaus zeigt der angesehene Stahnsdorfer Meister des kreativen Materialbearbeitens noch bis zum 4. Juli ein paar Mosaiksteine seiner erfolgreichen Schaffensperioden. „Jenseits der Keramik“ heißt die Ausstellung, die beruhigenderweise aber nicht ohne seine Keramiken daherkommt.
„Wir haben noch nie für eine Ausstellung zwischen so vielen beeindruckenden Werken in den verschiedensten Ecken in Haus und Garten gestanden wie in Egon Wrobels Künstlerdomizil“, berichtete Kleinmachnows Ausstellungsmacherin Cornelia Neumann von ihren absolvierten Besuchen. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: wunderschöne Keramikfliesen und -plastiken, Ton-Papier-Collagen oder Naturabdrücke und Assemblagen aus dem fast 70jährigen Lebenswerk des Vollblutkünstlers.
Die bekannte Fotografin Monika Schulz-Fieguth schwärmte in ihrer Eröffnungsrede im Rathaussaal am 11. Mai, ihre Begegnungen mit Egon Wrobel seien gleichermaßen „skurril und verwunschen“. Ein Jungbrunnen sei er, und ein strahlender Paradiesvogel. Auch seine Biografie zeige, dass er sich dabei immer treu geblieben ist. Im ostpreußischen Insterburg vor 84 Jahren geboren, ist er bereits beim Spielen als Vierjähriger auch dank der zahlreich ansässigen Handwerksbetriebe in seiner Umgebung auf Ton gestoßen, den er zu Figuren formte und zum Trocknen in die Regenrinne stellte, erinnert er sich schmunzelnd noch heute gerne an seine Kindheit. Als Vertriebene lebte die Familie ab 1944 in Sachsen. Mitgebracht aus seiner Ausbildungszeit an der Mal- und Zeichenschule hat Wrobel ein klassisches Stillleben in Öl, das er als 16-Jähriger gemalt hat. In Zwickau folgte die Goldschmiedelehre bis zum Meisterbrief. Schmuckgestaltung studierte der talentierte 23-Jährige in Heiligendamm und sattelte nach diesem Diplom noch zum Formgestalter für Gefäß- und Baukeramikan der Burg Giebichenstein obendrauf. Mit zahlreichen Kunstwerken im öffentlichen Raum, darunter die Klinkersteinmauer auf der Freundschaftsinsel, erinnert der inzwischen vielfach Ausgezeichnete daran, dass er in Potsdam seine beste Zeit hatte, wie er sagt. Zu seinem Künstlerkreis gehört schon lange Wolfgang Joop, für dessen Modekollektion Wrobel Körperschmuck entwarf.
1976 zog der Freie Künstler mit eigener Werkstatt nach Stahnsdorf. Es folgen viele Höhepunkte, unter anderem die Ausstellung seiner Skulpturenköpfe in Venedig oder im Schloss Rheinsberg. Mit Fayencefliesen gestaltete er 2007 in Mailand eine „casa floreale“. Im Rathaus begrüßt einen nun eine Salondame, die er mit vielen anderen Keramikskulpturen für AIDA-Schiffe geschaffen hat. gm


Bild:

Egon Wrobel mit einer seiner Salondamen. (Foto: ca)

Facebook