Skizzen und Notizen aus dem Havelland

In der Petzower Kirche erfahren Besucher, wie Theodor Fontane arbeitete

PETZOW. Die Schinkelsche Kirche in Petzow ist immer ein wunderbares Ausflugsziel. Vor dem Aufstieg zur Turmspitze empfiehlt es sich, noch eine interessante Ausstellung zu besuchen. Bis zum 23. Juli sind in der Kultur-Kirche bisher unbekannte Skizzen und Notizen des wichtigsten Beschreibers des Havellandes, Theodor Fontane, zu sehen. Sie entstanden vor anderthalb Jahrhunderten, als der Autor für den dritten Band der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ recherchierte, und werden nun unter dem zeitgemäßen Titel „Fontane on Tour“ gezeigt und durch aktuelle Fotos ergänzt.
Wie heutige Reisejournalisten machte sich Fontane seine Notizen, und da es damals noch keine Fotoapparate gab, unterstützte er seine Eindrücke mit Zeichnungen und Skizzen. Er schätzte es, wenn er eingeladen wurde, und wenn er zum Beispiel Baumgartenbrück, den Glindower See oder die Pfaueninsel besuchte, fertigte er zur Erinnerung seine „Schnappschüsse“.

Blick vom Petzower Kirchturm, wie ihn schon Fontane schätzte (Foto: gm)

Ein schönes Beispiel ist die Petzower Kirche selbst. In seinen Wanderungen beschreibt Fontane sie als einen architektonisch „gescheiterten Versuch“, den er „in historischer Beziehung“ als „taube Nuss“ bezeichnete. Vom Blick des Kirchturms ist er aber „wie auf Zauberschlag“ völlig begeistert. „Das Ganze ein Landschaftsbild im großen Stil; nicht von relativer Schönheit, sondern absolut“, beschreibt er den Ausblick. In seinen Notizen liest sich dies aber ein wenig nüchterner: „Man überblickt: zweimal Havel, zweimal Glindower See, die Grelle“.
Auch seine Erinnerung an die Ziegelringöfen am Glindower See unterstützte Fontane auf praktische Art: Er zeichnete grob den Umriss des Sees und machte am Rand ein gutes Dutzend dicker Punkte – wobei jede Markierung für eine Ziegelei stand. Diese schufen in der tonreichen Gegend (Ausflugstipp: die Glindower Alpen) den Baustoff für Berlin. Fontane besuchte 1869 auch einen Ringofen, der seinem Berliner Vermieter gehörte, und bei dem es sich damals um eine besonders moderne Konstruktion handelte: Der „Sparofen“ konnte viel mehr produzieren, da mehrere im Kreis angeordnete Brennkammern im Dauerbetrieb laufen konnten. Fontane erklärte dies mit Tortenstücken für die Brennkammern und einer Weinflasche für den Schornstein in der Mitte. Dass es den Arbeitern und Tagelöhnern damals nicht gut ging, beschrieb Fontane auch, und dass ihnen „der Sinn für das Schöne, Anmuthige, Saubere“ fehle, könne man ihnen nicht anrechnen.
Der historische Brennofen ist in Glindow übrigens erhalten und zu besichtigen (ziegeleimuseum-glindow.de). Zuvor ist aber ein Besuch im benachbarten Petzow angesagt: Bis zum 23. Juli ist die Ausstellung „Fontane on tour“ vom Landkreis Potsdam Mittelmark sonnabends und sonntags von 11 bis 18 Uhr in der Kirche an der Fercher Straße zu besichtigen. Der Eintritt ist frei. Gm


Bild/er oben:

Die Schinkel-Kirche (r.) ist auch Ausstellungsort und Schloss Petzow (Fotos: gm)

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