25 Jahre Bürgerinitiative Stammbahn

Vorplanungen für die Reaktivierung der historischen Trasse zwischen Potsdam und Potsdamer Platz starten

KLEINMACHNOW/ZEHLENDORF. Im Oktober 1999 gründete Jens Klocksin die Bürgerinitiative Stammbahn, zehn Jahre nach der Wende, „weil wir damals nicht hinnehmen wollten, dass die Stammbahn immer noch nicht fährt“. Der Kleinmachnower Berufspendler erinnert sich aber nicht nur an die Probleme vor einem Vierteljahrhundert, er sieht auch die heutigen. So sitze er während des Gesprächs in der Bahn Richtung Hannover. Und was ist seine größte Herausforderung auf dem Weg zur Arbeit? Mit dem Bus frühmorgens vom OdF-Platz aus pünktlich das Fernbahngleis in Berlin zu erreichen. Klocksin weiß, was viele Berufspendler anspricht: „Wir sind mit einem Kernteam von 25 Leuten und 500 aktiven Freunden die Konstante“, beschreibt der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete besonnen die Stimmung in der Bürgerinitiative nach einem Vierteljahrhundert des Wartens auf die Regionalbahn im Südwesten Berlins. Aber jetzt tut sich ein wenig.
Ziel der BI ist es, mit der historischen Stammbahn zwischen Griebnitzsee, Zehlendorf und Potsdamer Platz ein Teil des Berlin-Brandenburger Schienennetzes zu werden. Im Januar gab der Lenkungskreis „i2030“ des VBB bekannt, dass „die Finanzierungsvereinbarung für die Vorplanung (2. Leistungsphase) von den Ländern Berlin und Brandenburg über rund 26 Millionen Euro unterzeichnet ist.“ Die umfassenden Vorplanungen im Auftrag der DB Netz laufen bis 2026, so die Pressemitteilung des VBB weiter.

„Darauf haben wir gewartet“, ...

… begrüßte die BI in ihrer monatlichen Stammbahnpost die guten Nachrichten. Man teile zudem die Einschätzung, dass der beschlossene Wiederaufbau über Kleinmachnow im Vergleich zum Ausbau der Wannseebahn „einen höheren Nutzen bei geringeren Kosten hat“. Der Vorschlag, auf der bereits vorhandenen Trasse der S1 könnte sehr kurzfristig eine Regionalbahnverbindung mit Station am Mexikoplatz gebaut werden, ist damit endgültig vom Tisch. Die Kernziele seien erreicht mit der Erschließung von Kleinmachnow per Schiene sowie der dringend erforderlichen Kapazitätsmehrung des Eisenbahnknotens Berlin, begründete der VBB seine Entscheidung.
Eine möglichst durchgehende Zweigleisigkeit, mit Oberleitung elektrifizierte Strecke und der Aus- und Neubau der Stationen Griebnitzsee, Europarc Dreilinden sowie der Halt Düppel-Kleinmachnow sind Vorgaben der Vorplanung. Aber auch in Zehlendorf, Rathaus Steglitz und Schöneberg müssten Regionalbahnsteige ertüchtigt werden. Bauwerksuntersuchungen, technische Studien, Gutachten und Machbarkeitsanalysen auch zur Entwicklung des Umfeldes gehören jetzt zum Aufgabenkatalog einer extern zu beauftragenden Agentur. Auch notwendige Beräumungen und Vegetationsrückschnitte oder Ausgleichsmaßnahmen und Kreuzungsvereinbarungen bereiten bereits die Nutzen-Kosten-Untersuchungen vor.
Der Wiederaufbau tatsächlich erfolgt erst, wenn auch die Wirtschaftlichkeit der Strecke geprüft ist. Bis dahin veranstaltet die BI Radtouren, Streckenbegehungen und Wanderungen. Dank des Jubiläumsjahrs der BI erscheint im Herbst sogar ein Buch über die bewegte Geschichte der Stammbahn von der Eröffnung vor 186 Jahren bis zum viel zu langen Warten auf ihre Wiederkehr.
Weitere Informationen unter: www.stammbahn.de
GM

Bild:
Regional-Bahnsteig in Griebnitzsee (Foto: gm)

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