Der Stasi-Held

Erinnerung an den Mauertunnel in Kleinmachnow ZEHLENDORF/KLEINMACHNOW.  Das Wort Verrat hat einen schlechten Namen. Doch wie nennt man es, wenn Verräter Menschenleben retten? Am 14. November 1962 gelang es Boris Franzke, seinem Bruder sowie dem erfolgreichen Fluchthelfer Harry Seidel, der in der DDR ein bekannter Radsportler war, einen Tunnel von der Neuruppiner Straße in Zehlendorf nach Kleinmachnow zu graben. Man wollte von dort Menschen aus dem kommunistischen Unrechtsstaat nach West-Berlin schleusen. Doch auf der anderen Seite wartete  die Stasi. Denn die war informiert worden. Die Mielke-Truppe hatte diesmal etwas besonders Grausiges vor. Man wollte die Schleuser für den Fall, dass sie zu entkommen suchten, in dem Tunnel in die Luft sprengen. Sollten sie aber festgenommen werden können, so wollte man die Sprengung des Tunnels dennoch durchführen und den Schleusern Terrorismus unterschieben. An dem Tag krabbelte der Erste, nämlich Seidel, aus dem Tunnel, um die Kleinmachnower zum Tunnel zu bringen. Weil er aber auffällig laut sprach, als er vor dem Haus anlangte, war den anderen sofort klar: Man ist verkauft worden. Sofort begann man wieder in den Tunnel zu schlüpfen, um nach West-Berlin zurückzurobben. Da kam der Befehl von dem Stasi-Leutnant, den Tunnel zu sprengen. Dies obwohl dadurch ein Liebespaar in der Nähe in Todesgefahr gebracht wurde. Doch nichts geschah. Auch beim zweiten Versuch, den Tunnel zur Explosion zu bringen, gab es keine Detonation. Der Sprengmeister wollte der Sache auf den Grund gehen. Da fand er das zerschnittene Zündkabel. Jemand von den eigenen Leuten hatte ihn durchtrennt. Und so konnten die Brüder unversehrt entkommen. Seidel aber musste vier Jahre unter schrecklichen Bedingungen im DDR-Knast verbringen, bevor er freigekauft wurde. Bis heute weiß man nicht, wer der Mann war, der den Plan der Stasi torpedierte. Man weiß aber, dass es in dem grausamen kommunistischen System selbst bei der Stasi Leute gab, die mit den Methoden des kommunistischen Regimes nicht einverstanden waren. Sie sind stille Helden, an die seit 2012 auch ein Schild in der Neuruppiner Straße erinnert. 

Foto: Kü

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