Eiskalt abserviert?

Bürgerinitiative kämpft für den Erhalt des historischen Charakters der Sommerfeldsiedlung

KLEINMACHNOW. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr der Gemeinde muss die Bürger-
initiative Sommerfeldsiedlung um den Erhalt des historischen Siedlungscharakters im öffentlichen Teil des geschützten Ensembles kämpfen. In einer Gestaltungssatzung hat die Gemeinde 2002 festgelegt, dass der Erhalt des ursprünglichen Charakters der über 800 Siedlungshäuser, die für den Beginn eines neuen und modernen Baustils stehen, zu erhalten sei. Der ginge aber verloren, so Vertreter der Bürgerinitiative, sollte die Variante der Straßengestaltung der Bauverwaltung umgesetzt werden.
Anlass für den Protest der Anwohner: Die Bauverwaltung präsentierte vergangene Woche den Gemeindevertretern in den Ausschüssen ihre Variante der Straßenerneuerung. Die beinhaltet für die einspurigen Sträßchen statt einer Beton- eine Asphaltdecke und: Die von den Anwohnern gemeinsam mit der Gemeinde im Bürgerdialog aufwändig ermittelten Gestaltungsmöglichkeiten für die Befestigung der Seitenbereiche stellt die Bauverwaltung gar nicht mehr vor, bedauert die Bürgerinitiative. Diese hatte sich gegründet als Reaktion auf die Aufforderung der Verwaltung, an der Verbesserung der Verkehrssituation mitzuarbeiten. Jetzt fühle man sich eiskalt abserviert, heißt es unter den Anwohnern.
„Diese Musterstrecke für die Seitenstreifen veranschaulicht die unterschiedlichen Pflasterstein-Varianten der Bauverwaltung, aber nicht die wassergebundene Decke, wie sie sich die Bürgerinitiative vorstellen kann“, informiert daher ein Plakat in der Straße Brodberg. „Es ist einfach unterirdisch, wie die Verwaltung jetzt vier Wochen vor der Abstimmung die Entscheidung beeinflusst“, empört sich auch BIK-Gemeindevertreter Max Steinacker. „Wie sollen im September die Gemeindevertreter über die beiden Varianten abstimmen, wenn nur eine gezeigt wird?“
Unterstützung zieht Bauamtsleiter Jörg Ernsting aus einem von der Verwaltung in Auftrag gegebenen Gutachten. Das empfiehlt die Variante der Bauverwaltung mit gepflasterten Seitenstreifen, Asphaltdecke und den üblichen Rostocker Leuchten.
Beeindruckt zeigten sich die Mitglieder des Umweltausschusses von Aufnahmen einer wärmeabbildenden Kamera und es kamen Zweifel auf, ob die preisgünstigere und praktisch aufzubringende Asphaltdecke wirklich die bessere Lösung ist. Kürzere Haltbarkeit, Verformung durch Hitze und das dunklere Erscheinungsbild sprechen klar gegen diesen Baustein der Gestaltungsmöglichkeiten, so die BI. Den Nerv traf die CDU-Gemeindevertreterin Kathrin Heilmann, als sie daran erinnerte, dass die historische Bedeutung des Siedlungsbaus der 30er Jahre für Kleinmachnow hoch zu schätzen sei. „Eine Asphaltdecke passt historisch absolut nicht zur schützenden Gestaltungssatzung der Gemeinde“, ist sich die Geschichtslehrerin am Weinberg-Gymnasiums sicher. Wenn man die Vorschläge von Bürgern nicht ernst nehme und ihnen auch nicht Rechnung trage, sei zudem der Bürgerdialog sinnlos. Gesine Michalsky

(Links: Max Steinacker und Peter Höh von der BI ärgern sich über die Musterstrecke im Brodberg. Foto: GM, rechts: Temperaturvergleich Sommerfeldsiedlung – Meisenbusch, Asphalt <> Beton. Die Wärmebildaufnahmen zeigen, wie sehr sich Asphalt in der Sommerhitze aufheizt. Foto: Michael Braun/BI)

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