Schlosspark Theater

Mit dem Mut zum Risiko – Schlosspark Theater startete in neue Spielsaison

Ensemble: Wie eine große Familie: Intendant Dieter Hallervorden (4.v.l.) mit Künstlern des Schlossparktheater-Ensembles und Gaststars der Aufführungen für die neue Saison. (Foto: mck)

STEGLITZ. Nach der mehrmonatigen Zwangs- und der sich anschließenden Sommerpause startete das Schlosspark Theater im September mit einem Hit in die neue Spielsaison. „Gottes Lebenslauf“ heißt die deutschsprachige Erstaufführung in der Jubilar Dieter Hallervorden – er feierte am Premierentag seinen 85. Geburtstag – an der Seite von Peter Bause brilliert. Noch bis zum 18. Oktober veranstalten die beiden Vollblutschauspieler ihren satirisch-humorvollen Hürdenlauf auf der Bühne, doch wird nur ein Teil der Theaterbegeisterten in den Genuss kommen, ihn zu erleben.

Fast 80 Prozent der Plätze müssen aber corona-bedingt frei bleiben

Nach dem vom Senat genehmigten Hygiene- und Schutzkonzept dürfen von den 473 Plätzen im Saal nur 105 belegt werden. Finanziell gesehen ein Desaster, aber eine Schließung kommt für Intendant Hallervorden nicht in Frage. Das will er weder seinem Ensemble noch dem treuen Publikum antun. „Wir werden das Theater nicht untergehen lassen!“, lautet sein Statement. Taten folgten bereits. So wurde noch vor Saisonbeginn eine neue Tonanlage angeschafft und im Foyer neuer Teppichboden verlegt.

Neue Eigenproduktionen und Wiederaufführungen

Die Auswahl der Stücke ist wiederum exzellent. Neben fünf neuen Eigenproduktionen wird es Wiederaufnahmen von beliebten Aufführungen wie „Adel verpflichtet“ und „Schmetterlinge sind frei“ geben.
Das aktuelle Konzept: kleine Besetzung – großes Theater. So darf sich das Publikum am 14. November auf die (eigentlich für April vorgesehene) Premiere der Zwei-Personen-Komödie „Zwei wie Bonnie & Clyde“ mit Susan Sideropoulos und Jan Sosniok freuen. Bereits am 10. Oktober wird Volksschauspielerin Brigitte Grothum ein grandioses Solo zelebrieren. Als Brunhilde Pomsel in „Ein deutsches Leben“, lässt sie uns am Leben einer Frau teilhaben, die in den 1930er Jahren für einen jüdischen Rechtsanwalt und danach als Sekretärin für den Propagandaminister Joseph Goebbels tätig war. Beruhend auf einem Interview mit der 102-jährigen Zeitzeugin, wurde das Stück von Christopher Hampton 2019 in London uraufgeführte und ist erstmals in deutscher Sprache zu erleben.

Für 2021 stehen für März die Uraufführung „Rent a Friend“ mit Michael Mendl, und im Mai die Komödie „Winterrose“ auf dem Programm. Abgerundet wird die neue Spielzeit durch zahlreiche Gastspiele, Konzerte, Kabarett und Lesungen mit beliebten Künstlern wie Franziska Troegner, Hannelore Hoger, Robert Atzorn oder Christian Berkel.
Mit Mut und Optimismus hat das Ensemble des Schlosspark Theaters den Start in die neue Saison gewagt. Wie sich die Situation innerhalb der Kunst- und Kulturszene in einem halben Jahr darstellen wird, kann heute niemand mit Bestimmtheit sagen. Doch können Theaterbegeisterte etwas tun, damit das kleine Privattheater für großen Kunstgenuss erhalten bleibt: die Vorstellungen besuchen, eines der Abos buchen oder Geschenkgutscheine erwerben. All das hilft, damit das zum Eintritt einladende Tor des Schlosspark Theaters weit geöffnet bleibt. M. Kuhlbrodt

Puppen statt Publikum

Puppen: Clevere Lösung: Über 100 dieser individuell gestalteten „Gäste“ tragen dazu bei, dass sich Theaterbesucher im Saal nicht verloren vorkommen und Darsteller von der Bühne nicht in ein „schwarzes Loch“ blicken müssen. (Foto: mck)

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