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Woidke Weihnachten nicht in der Kirche

Ein Kommentar

BRANDENBURG.   Das Land Brandenburg gehört zu den Bundesländern, in denen die Zukunft der Kirchen schon Gegenwart ist. Nur 17 Prozent der Brandenburger sind evangelische Christen. Im Vergleich zu den drei Prozent Katholiken immer noch sehr viel. Doch gemessen an 80 Prozent konfessionsloser Bürger nehmen sich die Christen schon fast wie ein verlorener Haufen aus.

Dennoch war es gute Übung der Politprominenz, zu Weihnachten in die Kirche zu gehen. Besonders die Landesherren pflegten den traditionellen Auftritt zum 24. Dezember. Immerhin gehört Brandenburg zu den Ursprungsregionen des Luthertums. Das verpflichtet.

Doch dieses Jahr, so meldet die Pressestelle der Staatskanzlei, wird der Ministerpräsident des Landes, Dietmar Woidke, keinen Gottesdienst besuchen, wie er dies üblicherweise in seiner Heimat in der Lausitz tat. Es ist klar: Woidke möchte in diesen Corona-Zeiten ein gutes Vorbild sein. Doch das Zeichen, das er setzt, ist auch ganz profan und eher traurig: Die Kirchen sind zurzeit einfach nur Orte, wo nicht die Hoffnung herrscht, sondern die Gefahr.

Wir wissen nicht, ob der Ministerpräsident auch übers Jahr in die Kirche geht. Richtig ist jedoch, dass gerade zu Weihnachten auch diejenigen, die eher kirchenfern sind, ein Gotteshaus besuchen. Die besondere Atmosphäre und der Geist der Weihnacht sind ohne Kirche für viele nicht denkbar. Nicht wenige Christen kritisieren diesen Weihnachtstourismus. Doch wenn die Kirchen so leer sind wie auch sonst immer, ist das besser? Denn als Institution der besonderen Tage hat die Kirche noch eine Funktion. Dazu gehört eben auch Weihnachten. Was wäre, wenn auch dies verloren ginge?

Da die Kirchen eher wenig zum Thema Corona zu sagen hatten, wenn man von Hygienevorschriften absieht, ist dies jedenfalls ein weiterer Tiefpunkt in der Entwicklung.  Und man muss kein Christ sein, um dies mit Bedauern festzustellen. Dass nun auch das symbolträchtige Weihnachtsfest in dieser Art betroffen ist, lässt mehr Dunkelheit zu als uns allen lieb sein kann. Zu hoffen bleibt, dass die Kirche daraus ein neues Verständnis entwickelt. Sie sollte in Zukunft für alle da sein, auch und gerade für Nicht-Christen,  und zwar nicht nur zu Weihnachten, sondern das ganze Jahr.

Christian Kümpel

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