Rathausmarkt

BC 1/2021: Tristesse am Rathausmarkt

Wie steht es um die Zukunft der Einkaufsmeile?

KLEINMACHNOW. Ein Hauch von Frühling weht über den Platz. Sonnenschein lockt Jung und Alt herbei. Einige überlegen noch, ob sie mit einem Einkaufsbummel bei „Mr. Ed“ oder „Schöne Schuhe“ starten oder sich zuerst im neuen Café der Bäckerei Exner mit einem leckeren Frühstück stärken sollen. Andere haben bereits ein festes Ziel und steuern die Buchhandlung, den Uhren-und-Schmuckladen oder das Fachgeschäft für Schreib- und Spielwaren an. Später wollen sie noch begutachten, was die Neueröffnung am Standort der ehemaligen Boutique „Wäscheträume“ zu bieten hat…
Nach dieser Realität sehnen sich nicht nur die Einheimischen, die ihre Einkaufsmeile auf dem Rathausmarkt lieben.

Wann und wie geht es weiter?

Doch wann und ob es überhaupt jemals wieder so werden wird, steht in den Sternen. Gegenwärtig sind die meisten Geschäfte geschlossen und bei den Handel- und Gewerbetreibenden wächst die Sorge vor dem Aus.
Robert Maschewski, Sprecher der Interessengemeinschaft RathausMarkt Kleinmachnow, fasst diese Sorge in Worte. „Der Umsatzeinbruch ist dramatisch. Selbst bei den Läden, die öffnen dürfen, liegt er zwischen 30 und 50 Prozent, weil Käufer aus Angst vor Ansteckung fernbleiben. Nicht jeder der hier Ansässigen hat die Möglichkeit, sich per Internethandel notdürftig über Wasser zu halten. Das heißt: Gewinn wird nicht erwirtschaftet, aber die Kosten bleiben. Das Ostergeschäft und die Frühjahr/Sommermode stehen an, aber wegen der großen Unsicherheit, wann ‚nicht systemrelevante‘ Einrichtungen wieder öffnen dürfen, zögern die Händler, Bestellungen auszulösen. Die vom Staat versprochenen Nothilfen greifen wegen der bürokratischen Hürden entweder gar nicht, oder sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wer nicht auf Rücklagen zurückgreifen kann, muss durchaus um seine Zukunft fürchten.“
Als Betreiber des ebenfalls seit November geschlossenen AMBIENTE Sun& Beauty gehört Maschewski zu denen, die auf das Ende des Lockdowns warten. Die Schließzeit hat er genutzt, um das Studio mit Eigenmitteln zu renovieren und die Geräte zu modernisieren. Mit effektvoller Farbwahl, Umgestaltung des Empfangsbereichs und Ergänzung des Angebots durch eine Kabine zum Bodyforming, hat er das AMBIENTE in einen ansprechenden Lifestyle-Ort verwandelt. Aus seinem Privatvermögen zahlt er auch den Lohn für seine Mitarbeiterinnen, die als Aushilfen keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld hätten oder davon nicht leben könnten. Der Vorschuss an staatlicher Hilfe für November deckte knapp ein Drittel seiner Kosten, die Dezember-Hilfe, im Januar ausgezahlt, etwa zwei Drittel. Wie alle anderen Geschäftsleute hofft er auf Lockerung der Corona-Verordnungen und eine Belebung des Rathausmarktes, damit sich seine Investitionen rentieren. Dabei verstimmt es ihn, dass das Management Center, das für die Vorbereitungen der beliebten Feste, die viel Publikum anziehen, verantwortlich zeichnet, sich darüber in Schweigen hüllt. Trotzdem hält er an dem Wahlspruch fest, der in goldenen Buchstaben am AMBIENTE-Tresen prangt und symbolisch verstanden werden sollte: Sonne ist Leben!

M. Kuhlbrodt

Bild:
Seit Wochen herrscht Tristesse am Rathausmarkt. (Foto: MCK)

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