TELTOW. Dieses Jahr gedenken Deutschland wieder der Mauertoten. Anlass ist der 13. August, der Jahrestag des Mauerbaus. Insgesamt tötete das DDR-Regime in der Zeit von 1961 bis 1989, die Zeit, in der die Mauer stand, weit über 220 Menschen an der Grenze. Die Dunkelziffer ist dabei hoch, denn die DDR-Führung hatte kein Interesse daran, die wahren Zahlen publik zu machen.
Unter den Verstorbenen befand sich auch Karl-Heinz Kube aus Ruhlsdorf. Er war gegen das System und suchte die Freiheit. Daher sollte er in einen Jugendwerkhof eingewiesen werden, um „umerzogen“ zu werden. Am 16. Dezember 1966 fuhr Karl-Heinz Kube deshalb mit einem Freund auf einem Motorroller nach Kleinmachnow. Im Dunkeln überwanden sie eine Mauer und durchtrennten mit zwei Seitenschneidern Drahthindernisse, wodurch sie in den Todesstreifen gelangten.
Als letztes Hindernis stand dort ein Zaun von etwa zwei bis zweieinhalb Metern Höhe. Ein Postenpaar entdeckte sie und eröffnete umgehend das Feuer. Die Schüsse eines zweiten Postenpaares trafen Karl-Heinz Kube am Kopf und an der Brust. Während der Freund festgenommen und mit einem Pkw abtransportiert wurde, warfen die Grenzer den Sterbenden auf die Ladefläche eines Lastwagens.
Zwei Wochen nach dem Vorfall erhielten die vier beteiligten Grenzsoldaten die Medaille für vorbildlichen Grenzdienst. In einem Mauerschützenprozess mussten sie sich nach der Wiedervereinigung vor dem Bezirksgericht Potsdam verantworten. Dort wurden sie vom Vorwurf des gemeinschaftlichen Totschlags freigesprochen, weil das Gericht nicht klären konnte, welcher der Angeklagten die tödlichen Schüsse abgegeben hatte.
Kü
Bild: Berliner Mauer (Bild Pixabay)