Sind wir vorbereitet?
Die Wärmewende betrifft alle
REGION. Wer möchte, kann im Prinzip bis zum Ausstieg 2045 mit seiner Gasheizung heizen. Theoretisch. Doch was passiert eigentlich, wenn immer mehr Kunden auf Wärmepumpen umsteigen, weil die Gaspreise durch Zertifikate ab 2027 immer mehr steigen? Vermutlich werden noch mehr Haushalte auf Wärmepumpen umsteigen und sich vom Gas verabschieden. Dann werden allerdings die Kosten für die verbleibenden Kunden auch beim Netz immer höher, weil die Leitungskosten auf weniger Kunden umgelegt werden. Das sorgt wiederum dafür, dass lawinenartig immer mehr Kunden aussteigen und die Leitungskosten unbezahlbar werden. Man kann also getrost davon ausgehen, dass unter diesen Umständen der Ausstieg schon lange vor 2045 stattfindet, zumal die jetzige Bundesregierung nicht gegensteuert.
Doch noch heikler wird es dann, wenn Großstädte aus dem Gasnetz aussteigen. So plant Mannheim eine Stilllegung des Netzes zum Jahr 2035. Das betrifft dann auch die umliegenden Gemeinden, die so zum Ausstieg verdammt sind. Wie sich Berlin verhält, ist noch nicht abzusehen. Allerdings hat Berlin noch große Gaskraftwerke, von denen die Stadt abhängig ist. Deswegen wird es wohl keinen abrupten Wechsel geben. Nach der Wahl 2026 wird man sehen, ob es dabei bleibt.
Die Zeitung „Kommunal“ macht nun darauf aufmerksam, dass sich aus der Gemeingelage Prüfaufgaben für die Kommunen ergeben. Geprüft werden müsste, ob die Gemeinde oder die Stadt mit Großstadt-Systemen verbunden ist. Wenn das Gasnetz droht, stillgelegt zu werden, dann muss frühzeitig gehandelt werden. Den Bürgern müsste auch mitgeteilt werden, was eine Gasleitungsstilllegung für den einzelnen Kunden bedeutet.
Hilfreich wäre es schließlich, wenn die Kommunen oder Städte proaktiv werden. Zum Beispiel könnte die Verwaltung unter Beteiligung von Bürgern Energiegenossenschaften gründen, um ein Wärmepumpenkraftwerk zu betreiben, wo es passt. So könnte man die Energie- und Wärmeversorgung in die eigene Hand nehmen. Passen würde es allerdings dort nicht, wo viele Leitungen gelegt werden müssten, um dezentral zu heizen. Denn Leitungen sind teuer. Das schließt also Energiegenossenschaften in Einfamilienhaussiedlungen eher aus.
Ein weiterer Hinweis von einem Experten: Firmen stellen Wärmepumpenkraftwerke bereit, um zum Beispiel Mehrfamilienhäuser zu beheizen. Der Fachbegriff dafür heißte Contracting. Hier könnten Gemeinde mit entsprechenden Versorgern ins Gespräch kommen. Allerdings ist auch das keine Lösung für Einfamilienhaussiedlungen.
Aber gar nichts zu tun, so viel steht fest, ist gefährlich. Denn wenn alle in zwei, drei Jahren handeln müssen, bleibt keine Zeit; Zeit zum Planen und Vorbereiten. Es bleibt daher nur zu hoffen, dass es hierzu bald eine Initiative auf kommunalpolitische Ebene geben wird. Bis jetzt allerdings scheint die Politik noch in Ruhe abzuwarten, bis die Wärmeplanung abgeschlossen ist, und zwar in allen Kommunen der Region. Das sollten die Bürger nicht hinnehmen.
Kü
Bild: Symbolbild (Foto Pixabay)


