In Poniatowa hält man wenig von LGBTTIAQ*
Ein Kommentar
Was bedeutet die Buchstabenkombination in der Überschrift? Es geht um lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intergeschlechtliche, asexuelle, queere Menschen. Das Sternchen am Schluss steht für weitere Minderheiten. Was hat das mit Steglitz-Zehlendorf zu tun? Nun, weil die polnische Partnerstadt Poniatowa sich zur LGBT-freien Zone erklärt hat, gibt es eine Wut, denn man findet es nicht gut, dass Poniatowa solche Zone einrichtet.
Steglitz-Zehlendorf will laut eines Beschlusses im März den Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) einbinden, um die Achtung der Menschenrechte in Ponitowa zu ermöglichen. Anders gesagt: Steglitz-Zehlendorf erklärt, wie die Partnerstadt sich im liberalen Europa zu verhalten habe. Die Reaktion bleibt abzuwarten. Allerdings wird hier vielerlei deutlich. Zum einen steht man im Südwesten Berlins geschlossen hinter LGBTTIAQ*, obwohl dort auch militante Streiter organisiert sind, die zum Beispiel Feministinnen angreifen, weil diese nicht der Meinung sind, dass Männer in Kleidern Frauen wären. Joanne K. Rowling, die bekannte feministische Buchautoren kann ein Lied davon singen. Und wenn von radikalen Aussagen die Rede ist, dann sind die LGBTTAQ*-Aktivisten auch vorne mit dabei. Wolfgang Thierse hat das erst jüngst zu spüren bekommen. Zum anderen sind in Polen die Aktivisten zum Teil wenig gelitten, weil man dort der Meinung ist, sie verbreiteten besonders in der Jugend ein eher unkatholisches Menschenbild. Auch sind LGBT-Freunde dort nicht immer zimperlich. So banden Aktivisten laut NZZ einer Jesus-Statue in Warschau eine Regenbogen-Flagge um und lieferten sich eine Schlägerei mit dem Fahrer eines Busses, der mit Transparenten durch Polen fährt, auf denen Homosexualität mit Pädophilie gleichgesetzt wird.
Ihre Gegner sind allerdings ebenfalls militant. So müssen Homosexuelle in Polen durchaus in Sorge sein, wenn sie sich offen in manchen polnischen Kommunen zeigen. In dem Nachbarland tobt also ein veritabler Kulturkampf. Und Steglitz-Zehlendorf will die Dinge zugunsten der LGBTTIAQ* – Community entscheiden, indem es Partei wird. Vielleicht sollte man als Partnerkommune aber auch daran denken, dass es eine Geschichte gibt, die sonst immer gern bemüht wird. In Ponitowa geschahen im Zweiten Weltkrieg üble Verbrechen im Zusammenhang mit der deutschen Besatzung. Um so erfreulicher, dass man nun eine vertrauensvolle Partnerschaft pflegt. Auch dies wäre durchaus zu bedenken, bevor man mit einem polnischen Partner von oben herab kommt. Doch Steglitz-Zehlendorf will offensichtlich einen anderen Weg gehen. Man kann nur die Daumen drücken, dass das gut geht.
Christian Kümpel