Briefe aus dem Flüchtlingsheim

Gemeinschaftsküche und andere Katastrophen

S. lebt schon seit Jahren in einem Heim in TKS. Er meint, er gehöre zu den Vergessenen. Um ihm aber eine Stimme zu geben, haben wir vereinbart, dass er regelmäßig für den BÄKE Courier seine Eindrücke von dem Leben hier aufschreibt, die von uns behutsam korrigiert werden. Seine kurzen Bericht wollen wir in unregelmäßigen Abständen in unserer Online-Ausgabe veröffentlichen, damit die Leser sich ein Bild machen können von dem Menschen, der hier ganz nahe lebt und doch ganz weit weg ist. Noch ein Wort zu diesem Format. Selbstverständlich erhebt er keinen Anspruch auf Objektivität. Im Gegenteil ist er sehr subjektiv. Aber vielleicht gerade deshalb sehr interessant.

Christian Kümpel

 

In Gemeinschaftsküchen gilt: Sauberhalten, sauberhalten, sauberhalten! Denn zum einen können sich viele Keime in der Küche ausbreiten, wenn man hier nicht auf Sauberkeit achtet. Zum anderen ist es eklig, in schmutzigen Küchen zu arbeiten. Doch leider verstehen das nicht alle von uns. Deshalb bildet sich Grind in den Ecken und die Oberflächen der Küchenmöbel sind schmutzig. Natürlich liegt es auch daran, dass auf eine Etagenküche mit drei Herden 40 bis 50 Köche kommen. Und von den Kochstellen sind meist ein oder zwei auch noch kaputt. Dann muss man auch mal aufs Kochen ganz verzichten.

Die Küche ist normalerweise von 5 Uhr bis 23 Uhr geöffnet. Während des Ramadans sogar 24 Stunden. Und in der Zeit passieren viele kuriose Sachen. Manche Leute backen hier ihr eigenes Brot, weil sie das Brot aus dem Supermarkt nicht essen wollen. Manche wissen nicht, wie man kocht, weil bei ihnen immer die Frauen gekocht haben. Sie machen hier also ihre ersten Erfahrungen. So hat vor kurzem jemand ein ganzes Huhn einfach auf die Kochplatte gelegt. Eine schöne Sauerei. Ich glaube, er musste es am Ende wegschmeißen. Kochen will eben gelernt sein.

S.

Bild: Küche im Heim (Foto:S.)

 

 

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