Wildschweinproblematik in Gemeindevertretung angekommen

Druck aus der Einwohnerschaft führt zu Beratung und Diskussion

KLEINMACHNOW. 16 Wildschweine bei Drückjagd erlegt – die Nachricht bekam viele positive Reaktionen. „Na, lohnt sich ja, die Drückjagd“ oder „Ich hoffe, es bleibt nicht bei der einen Jagd“ sind derzeit favorisierte Aussagen in den sozialen Medien. Aber während die Initiative „Wildschweine in Kleinmachnow“ den ersten Erfolg ihrer Unterschriftensammlung feierte, machte die Kleinmachnowerin Cornelia Paulick in einem offenen Brief an den Bürgermeister, das Ordnungsamt und die Jagdgenossenschaft deutlich, dass sich nicht alle Menschen in Kleinmachnow von Wildschweinen belästigt fühlen; der Brief liegt dieser Redaktion vor.
Wenige Tage nach der erfolgreichen Drückjagd nahmen aber zuerst einmal die Gemeindevertreter den Einwohnerantrag der neuen Initiative gegen Wildschweine einstimmig als gültig an. Damit wird in der Gemeindevertretersitzung am 21. Dezember über Maßnahmen zur Wildschwein-Abwehr im Ort beraten und diskutiert.
Wie soll es weitergehen bei der Bejagung von Wildschweinen? Die Gemeinde Kleinmachnow nimmt die Proteste aus allen Teilen des Ortes ernst und meldete am 14. November: „Jäger der Berliner Forsten und der Jagdgenossenschaft Kleinmachnow/Stahnsdorf haben am Vormittag in einer gemeinsamen Aktion die Zahl der Wildschweine im Waldgebiet nahe des Stolper Wegs reduziert.“ Die Gemeinde plane weitere Maßnahmen dieser Art und als nächsten Schritt auch den Einsatz von Vergrämungsmitteln. Ziel ist, den Tieren den Aufenthalt in diesem von ihnen besonders bevorzugten Waldstück zu verleiden, teilte Kleinmachnows Pressesprecherin weiter mit.
Auch die Jagdgenossenschaft Kleinmachnow/Stahnsdorf beruft eine Versammlung außer der Reihe ein. Angesichts der gehäuft auftretenden Wildschweine und des Unmutes der Bürger, heißt es in einem internen Schreiben, sei dies sinnvoll. Bei der Neuverpachtung des Jagdbezirks zum 1. April kommenden Jahres könnten eine schärfere Bejagung und andere Maßnahmen, vor allem innerorts, vertraglich festgeschrieben werden. „Über alles sollte gesprochen und möglicherweise beschlossen werden“, schreibt Jagdvorsteher Hubertus Welsch an seine Mitstreiter.
Die Gegner der Bejagung fordern, die Wildschweine nicht zu schießen, sondern zu vergrämen. Und weiter: „Um Gefährdungen durch die Wildschweine (…) zu vermeiden, sollte das Ordnungsamt verstärkt den Leinenzwang für Hunde kontrollieren“. Auf jeden Fall sollte allen Anwohnern und auch Kindern bewusst sein, dass es sich beim Bannwald nicht um einen Park, sondern um ein Stück Natur handelt, das in erster Linie Wildtieren und Vögeln gehört, argumentiert Cornelia Paulick. Unterstützung bekommt sie von Landrat Marko Köhler, der sich auf die Auskunft der Jagdpächter beruft. Danach habe sich die Anzahl der Wildschweine im Ort in diesem Jahr nicht erhöht, geht aus der Antwort des Landrats auf eine Anfrage im Kreistag von Jürgen Lemke von der neuen Bürgerinitiative zur Verdrängung von Wildschweinen hervor.
Die uralten Wanderrouten der Wildschweine seien mit ein Grund für die Anwesenheit der Tiere. Kleinmachnow grenze direkt an zunehmend trockener werdende Kiefernwälder und von dort werden immer wieder neue Rotten in den für sie besonders attraktiven Lebensraum nachrücken, befürchten die Gegner der Wildschweinjagd. Die Drückjagd am 14. November habe „nicht nur den gesamten Verkehr lahmgelegt, sondern auch viele Anwohner verängstigt und empört“, kritisiert Cornelia Paulick.
Um die Population einzudämmen, fordern sie, statt der „ausschließlichen und schärferen Bejagung“ in Wohngebieten, aus ihrer Sicht sinnvollere Möglichkeiten – neben der Vergrämung auch eine Empfängnisverhütung mit EU-weit zugelassenen Medikamenten. Dabei könnte mit dem Leibniz-Institut zusammengearbeitet werden. gm

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16 Wildschweine wurden im November zur Strecke gebracht. (Foto: Gemeindeamt Kleinmachnow)

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