Abschied von Jörg Fricke

TCC-Präsident Jörg Fricke
Präsident des Teltower Carneval Club e. V.

TELTOW/KLEINMACHNOW. Gefühlt gestern war es, dass der Teltower Carneval Club e. V. (TCC) beim „Zug der fröhlichen Leute“ in Cottbus dabei war und einen Tag später, am Rosenmontag, den Höhepunkt der 69. Karnevalssession im Teltower Stubenrauchsaal feierte. Und wie immer mittendrin: Jörg Fricke, der Präsident des TCC. Außer ihm und seiner Familie war niemandem bekannt, dass es eine Diagnose gab, die dem 71-Jährigen nicht mehr viel Zeit lassen sollte. Aber so war er. Sich selbst nicht so wichtig nehmen oder als Mittelpunkt sehen – weder in seiner Patchworkfamilie noch in seiner Zweitfamilie, dem TCC.
Zum Karneval kam er eher zufällig, 1995. Für die damalige Prinzessin Peggy I., die er schon liebte, wurde ein Prinz gesucht –, und die Dinge nahmen ihren Lauf: 1996 nochmals Prinz, seit 2004 im Vorstand des Vereins, seit 2008 dessen Präsident. Ein Jahr zuvor hatte er sich mit einem Dienstleistungsservice rund um Haus, Hof & Garten selbstständig gemacht. Seit 2016 waren er und seine Frau auch Mitglieder der „Föderation europäischer Karnevalsstädte“ (FECC), Sektion Deutschland. 2018 wurde er zum Geschäftsführer gewählt.
Ein paar Schreck“sekunden“ gab es auch: 2017 ein Herzinfarkt, 2020 Beginn der Coronazeit, 2022, nach über 40 Jahren, die Kündigung der Vereinsräumlichkeiten. (Nicht nur) zum wieder Fitwerden und -bleiben ergänzte nun ein Pudel die Familie, Corona wurde ohne nennenswerten Mitgliederschwund und ohne Nachwuchssorgen gemeinsam überstanden, eine neue Trainingsstätte gefunden.
Auch wenn er der Präsident des TCC war, so war er für alle einfach Jörg – für die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen der Tanzgruppen, für die Trainer, Eltern und Unterstützer. Sein Vorgänger, Manfred Kersten, hatte das vorgelebt: Miteinander und auf Augenhöhe begegnen. Und er führte das nur zu gern so weiter, weil es auch sein Anspruch im Umgang miteinander war. Als er mit seinen zwei Söhnen und seine Peggy mit ihren Kindern zu einer Patchworkfamilie wurden, war klar, „das Stief lassen wir weg“, erzählt seine Nicht-Stief-Tochter. Nur Fremdsprachen waren nicht sein Ding. Aber mit Händen und Füßen und seiner gewinnenden Art funktionierte die Verständigung auf Reisen immer. Verreisen, campen, Spannendes erleben – das war der Plan für die nächsten Jahre. Reiseplanung im Hause Fricke bedeutet allerdings: „Immer erst alle Karnevalstermine eintragen, dann den Urlaub ‚drumrumstricken‘“, so seine Frau, denn Karneval ist mehr als nur der 11.11. und Rosenmontag. Im November startet die 70. Session des TCC – ohne Jörg. Für seine Familie, Freunde, Vereinsmitglieder noch unvorstellbar. Am 9. Mai ist er nach kurzer, schwerer Krankheit friedlich eingeschlafen. ca

Bild:
Jörg Fricke, 1952 – 2024 (Foto: ca)

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