Gott des Gemetzels
Ein Bühnenstück in Kleinmachnow
KLEINMACHNOW. Im Original heißt das Stück von Yasmina Reza „Le Dieu du carnage“. Carnage kann man mit Massaker übersetzen. Es fließt zwar kein Blut im Stück, aber sehr schnell fällt die bürgerliche Fassade. Anlass ist der Streit zweier Jungen auf dem Rathausmarkt. Die Eltern wollen sich deswegen aussprechen. Doch die Aussprache missglückt in jeder Hinsicht. Anja Godenschweger spielt die Mutter des verletzten Jungen. Sie ist eine verklemmte, pseudofreundliche, moralisierende Frau, die jedes Wort auf die Goldwaage legt. Sie tut dabei tolerant, will aber Unterwerfung unter ihr Weltbild. Wie Godenschweger diese Frau spielt, das ist geradezu unheimlich authentisch. Man kennt dieses Typ Frau und fürchtet ihn.
Die andere Dame, eine dauertelefonierende Juristin, nervt mit ihrer zynischen Art. Dies tut sie so sehr, dass ihr Partner schließlich ausflippt. Auch dass die Paare immer mehr trinken trägt dazu bei, dass die Masken bald fallen und jeder über den anderen herfällt. Doch statt nun darüber zu lachen, wie sie sich dort lächerlich machen, möchte man selbst im Boden versinken vor Scham. Man ahnt, jedem von uns droht der Totalausfall, wenn wir nicht aufpassen und der Gott des Gemetzels triumphiert auch leicht über uns.
Natürlich kann man einwenden, dass die Personen sehr holzschnittartig präsentiert werden. Dafür ist der Wiedererkennung- und Unterhaltungswert sehr hoch. Auf die Frage, ob es unziemlich wäre, darauf hinzuweisen, dass das Stück ja auch etwas mit Kleinmachnow zu tun habe, antwortet der Regisseur Joachim Kosack: Im Gegenteil! Die Stücke, die man spiele, hätten in jeder Hinsicht etwas mit dem Ort zu tun. Denn es sind nicht nur Bürger selbst, die hier spielten. Die Themen werden so gewählt, dass man sich in ihnen wiedererkenne. Die Kleinmachnower, aber auch Stahnsdorfer oder Teltower sollten deshalb durchaus mal reinschauen, wenn sie sich mal im Spiegel sehen wollen, auch wenn es vielleicht nicht so schön ist, was sie da zu sehen bekommen.
Nächste Aufführung Sonntag, 3. Oktober, 12:00 Uhr in den Kammerspielen (3G!). Die Karte kostet 15 Euro.
Kü
Bild: PublicDomainPictures auf Pixabay
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