Die Goerz-Werke

Goerzwerke Berlin

Ein Stück deutscher Industriegeschichte

LICHTERFELDE. Die Goerzallee ist nach ihm benannt, aus seinen Fabriken kam die erste Schlitzverschlusskamera der Welt: Carl Paul Goerz (1854-1923). 1890 gründete er die Optische Anstalt C.P. Goerz in Friedenau, welche außer Kameras und Objektiven aeronautische und meteorologische Instrumente, astronomische Fernrohre und ab 1891 auch militärische Geräte wie Ferngläser, Scherenfernrohre, U-Boot-Periskope und Zieloptiken für Geschütze herstellte. Bei der stetig wachsenden Nachfrage wurde die ursprüngliche Fabrik in der Rheinstraße bald zu klein, sodass der Unternehmer noch während des Ersten Weltkriegs seine Fertigung nach Schönow verlegte. Hier, am Zehlendorfer Stichkanal, entstand ein weitläufiger Fabrikkomplex mit eigenem Bahnanschluss und Hafenzugang und einer eigens für die Arbeiter errichteten Werkssiedlung. Zeitweilig waren bis zu 12.000 Menschen bei Goerz beschäftigt, der dank seiner Innovation und vorbildlichen Sozialversorgung zum größten Hersteller von Präzisionsoptik im Deutschen Reich und weltweit größten Hersteller militärischer Optik avancierte. Vertriebsniederlassungen gab es u.a. in Frankreich, den USA und Russland, allerdings machte die deutsche Niederlage 1918 der Expansion ein vorläufiges Ende. Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags musste sich der Firmengründer auf die Fertigung ziviler Erzeugnisse verlegen, dafür konnte sein Unternehmen nach seinem Tod mit den Zeiss-Werken Jena zur Zeiss Ikon AG fusionieren. Während die neue Gesellschaft sich zusehends auf die Fertigung von Zylinderschlössern verlegte und den Jenaer Werken die Herstellung optischer Geräte überließ, existierte bis Anfang der 1970-er Jahre noch ein Zweigwerk unter dem Namen C.P. Goerz American Optical Company in den USA.
Von den ehemaligen Werksgebäuden in der Goerzallee ist bis heute noch ein Großteil erhalten. Zu ihnen gehören die ehemalige Werksverwaltung und das sogenannte Goerzwerk in der Goerzallee 299, das der jetzige Eigentümer zu einem Zentrum für Start-Up-Unternehmer ausgebaut hat. Während das Baudenkmal nach Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg in seinem Äußeren stark verändert wurde, lassen sich am einstigen Verwaltungsgebäude noch Spuren seiner ursprünglichen Bestimmung finden. Dazu gehören zwei Türfriese, von denen der eine zwei Hunde zeigt, die sich um einen Filmstreifen balgen, der andere auf den Unternehmensgründer hinweist. Zudem sind noch das Haus der einstigen Betriebsfeuerwehr und Reste der Gleisanlagen zu sehen, über die Goerz seine Produkte in die ganze Welt exportierte. Abschließend sei angemerkt, dass aus seiner Fertigung ein 400mm-Spiegeltelskop stammt, das für die (kriegsbedingt abgebrochene) Expedition der Technischen Hochschule Charlottenburg zur Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis am 21. August 1914 in Norwegen entwickelt wurde. Es befindet sich heute im Deutschen Museum in München. Andreas von Klewitz

Bild: Das ehemalige Verwaltungsgebäude und ein Türfries. (Fotos: AvK)

 

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