REGION. S. (Name ist der Redaktion bekannt) lebt schon seit Jahren in einem Heim in TKS. Er meint, er gehöre zu den Vergessenen. Um ihm aber eine Stimme zu geben, haben wir vereinbart, dass er regelmäßig für den BÄKE Courier seine Eindrücke von dem Leben hier aufschreibt, die von uns behutsam korrigiert werden. Seine kurzen Bericht wollen wir in unregelmäßigen Abständen in unserer Online-Ausgabe veröffentlichen, damit die Leser sich ein Bild machen können von dem Menschen, der hier ganz nahe lebt und doch ganz weit weg ist. Noch ein Wort zu diesem Format. Selbstverständlich erhebt er keinen Anspruch auf Objektivität. Im Gegenteil ist er sehr subjektiv. Aber vielleicht gerade deshalb sehr interessant.
Christian Kümpel
Während in Berlin und anderswo Menschen auf die Straße gehen, um gegen Israel zu demonstrieren und dabei auch antisemitische Parolen rufen, haben auch die Leute im Heim eine Meinung. Ich habe fünf Syrer und einen Libyer befragt, was sie vom Antisemitismus und Israel halten. Während fast alle mit dem Wort nichts anfangen konnten, hatten doch alle eine Meinung zu Israel. Zwei von den Syrern meinten, dass das Land vom Erdboden verschwinden sollte. Drei von ihnen waren der Ansicht, dass sich die Araber zusammentun müssten, um Palästina zurückzuerobern. Allerdings waren sie auch der Meinung, dass Israel ein Existenzrecht hat, aber nur in bestimmten Grenzen. Einer hatte Verständnis für beide Positionen. Er sei, so meinte er gegen den Zionismus. Aber gegen Juden hätte er nichts einzuwenden. Unter Zionismus versteht er, den Wunsch der Juden in Israel, das Land über die jetzigen Grenzen hinaus zu vergrößern. Vielen im Heim ist nicht klar, dass das heutige Deutschland dezidiert gegen Antisemitismus ist. Man betont eher, dass es ja in Deutschland Meinungsfreiheit gebe. Da dürfe man auch Israel kritisieren. Dass man diese Meinungsfreiheit bei Religionskritik nicht gelten lassen möchte, sieht man hier nicht als Widerspruch.
S.