Protest gegen Wildschweine im Ort geht weiter

Kleinmachnower Wildschweine
Initiative reicht Petition ein und sammelt weiter Unterschriften, um die Jagd anzutreiben

KLEINMACHNOW. Kein lokales Thema bewegt die Gemüter aktuell so sehr wie die Wildschweinrotten, die sich inzwischen lieber in Wohnorten aufhalten als in ihrem eigentlichen Lebensraum. Die Nahrungsangebote sind hier offensichtlich attraktiver als in den angrenzenden Wäldern, und ihre Scheu vor den Menschen verlieren die Tiere immer mehr.
In Kleinmachnow fühlen sich die Schwarzkittel besonders wohl und ihre Spuren prägen das Ortsbild: Es gibt zerfurchte Wege und Vorgärten, die Äckern gleichen. Viele Anwohner schützt nur ein immer höher gezogener Gartenzaun vorm täglichen Besuch der ungeliebten Eindringlinge und sie berichten von Begegnungen mit den tierischen Verbänden am helllichten Tag in Siedlungen und Wäldchen. Sogar im Ortszentrum suchen die eigentlich wilden Tiere bereits in Mülltonnen nach Futter.
Gut gemeinte Flyer in den Briefkästen mit den bekannten Ratschlägen aus dem Rathaus ließen das Fass bei etlichen Kleinmachnowern überlaufen. „Verantwortungsloses Wegsehen“ wirft eine neu gegründete Initiative dem Bürgermeister und seiner Verwaltung vor. Lösungen würden auf die Bürger abgewälzt, dabei gehöre die öffentliche Sicherheit zur Aufgabe der Verwaltung. „Die Häufigkeit der Schäden und die Ängste nehmen zu.“ Die Tiere überspringen routiniert Zäune und öffnen mit der Schnauze Gartentore. Dabei sollte „das Wohl der Bürger von Kleinmachnow für die Gemeindeverwaltung oberste Priorität haben“, heißt es in der Petition an den Bürgermeister und die Verwaltung.
Die Initiative mit Mitgliedern aus ganz Kleinmachnow möchte das Schwarzwild dezimieren und aus dem Ort drängen. Sie fordern die Einleitung rechtlicher Schritte gegen die Jagdbehörde, die Abschussgenehmigungen verweigert. Vergrämungsmaßnahmen seien nötig, unbebaute Grundstücke müssten eingezäunt werden und Zäune sollten mindestens 1,50 Meter hoch sein dürfen. „Grünzüge sind für Schulkinder und Spaziergänger nicht mehr sicher“, waren sich mehr als 50 Unterstützerinnen und Unterstützer sicher, als sie den Beschwerdebrief mit über 300 Unterschriften in der Oktober- Sitzung der Gemeindevertretung Bürgermeister Michael Grubert (SPD) übergaben.
Dieser dämpfte vor allem die Hoffnung, Wildschweine schnell abschießen und zurückdrängen zu können, und er widersprach der Bürgerinitiative bei ihrer Lageeinschätzung: „Es gibt keine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit“, sagte er. Alle vorgeschlagenen Maßnahmen von der Lebendfalle bis zur Abschussgenehmigung im Ort, lehne eine Seite der Beteiligten leider ab. Die Jagdpächter hätten trotzdem immerhin 76 Schweine und 30 Waschbären im Ort in diesem Jahr erlegt.
Beim Landkreis sei zudem die Bejagung im Ort beantragt – wenn dies scheitere, wolle man dagegen klagen. Eine Entscheidung dauere so allerdings zwei Jahre. Alle Regenwasser-Auffangbecken würden derweil eingezäunt werden, stellte der Bürgermeister in Aussicht. Die unzufriedenen Kleinmachnower Wildschwein-Gegner bereiten nun einen Einwohnerantrag und gegebenenfalls ein Bürgerbegehren vor –sie wollen so die Kleinmachnower Verwaltung verpflichten, der Wildschweinverbreitung entgegenzuwirken. Um die jetzt erforderlichen 1000 Unterschriften zu sammeln, hat Thomas Roemert eine Internetseite eingerichtet, auf der man mehr über die Aktion erfahren kann.
Die Adresse: wildschweine-in-kleinmachnow.de.

Wildschweine und Politik

Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger) erneuerte angesichts der Petition bei Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) den Wunsch nach einer Sondergenehmigung, Wildschweine mit Pfeil und Bogen abschießen zu dürfen. Der Minister hatte die Bogenjagd in seiner Antwort wieder abgelehnt und begründete dies damit, dass zuerst genehmigte Maßnahmen wie die Bachenbejagung, Saufallen und Unterschall-Munition durchgeführt werden müssten – was die Jagdpächter bisher aber ablehnen. Dem widerspricht Albers: Der Versuch, Unterschallmunition bei der Jagd zu verwenden, sei aus Kostengründen gescheitert.
Klaus-Jürgen Warnick (Linke) wies darauf hin, dass es die Wildschwein-Problematik schon immer gegeben habe. „Frühere Jagdpächter waren dank Sondergenehmigungen aber schon mal erfolgreicher.“ gm

Bilder:
Ein Wildschwein kommt selten allein … (o., Foto: ca)
Wildschweine in der Hohen Kiefer – unbeirrbar auf Nahrungssuche an der stark befahrenen Straße. (Foto: privat)

Facebook
Twitter
LinkedIn

Das könnte Sie auch interessieren