Gedanken zum 13. August 1961

RANDBEMERKUNG. Heute vor 59 Jahren wurde die Berliner Mauer errichtet, die auch Teltow, Kleinmachnow und sogar Stahndorf am Albrechts Teerofen von West-Berlin trennte. Am Anfang noch löchrig, war sie bald fast unüberwindlich. Im Osten galt sie offiziell als Friedensgrenze, die helfen sollte, den Krieg zu vermeiden. Doch in Wirklichkeit wurde sie gebaut, weil die DDR auszubluten drohte. Denn zwischen 1950 und 1961 verließen circa 3,9 Millionen Deutsche die DDR, um im Westen leben zu können. Das war ihre Exit-Strategie, weil man das kommunistische Land nicht politisch verändern konnte. Die DDR war nämlich unreformierbar, wie sich später herausstellte. Im Westen war die Mauer zuerst verhasst, trennte sie doch Familien und Freunde voneinander. Doch nachdem man Wege gefunden hatte, Begegnungen wieder möglich zu machen, gewöhnte man sich an die Mauer. Skandalisiert wurde sie nur noch von Leuten wie Gerhard Löwenthal, den die deutsche Linke am liebsten weghaben wollte, weil er den Entspannungspolitikern zeigte, dass in der DDR jeden Tag Unrecht geschah und die Mauer Unrecht blieb. Noch 1988 hätte  niemand darauf gewettet, dass sie ein Jahr später fallen würde. Heute fällt es dagegen schwer, den Kindern zu erklären, was die Mauer überhaupt war. Ist das schlecht? Überhaupt nicht! Denn es bedeutet, dass diese vergangene Welt, in die die Mauer gehörte, heute kaum mehr Bedeutung hat. Man lebt eben in der Gegenwart, wenn man jung ist. Darüber haben diejenigen, die sie noch erlebt haben jeden Grund sich zu freuen. Denn diese Gegenwart ist eine Welt ohne die teuflische Mauer und das System, das sie errichtet hat. Wenn wir sie alle nicht mehr kennen, dann haben wir sie wahrhaft überwunden.

Christian Kümpel

Foto: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Berlin-Steglitz_vor_Matth%C3%A4uskirche_Leid_an_der_Mauer.jpg

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