Wo sich „Horch und Guck“ im Bannwald versteckte

Der Wald, der den Ort prägt, Teil 2

KLEINMACHNOW. Der Bannwald hat vor allem viele direkte Anwohner – ein Wald zum Verlaufen, zum Pilze suchen oder zur forstwirtschaftlichen Nutzung ist er nicht. Auf seiner rund drei Kilometer langen, aber nur 50 bis 100 Meter breiten Fläche steht Naturschutz und Erholung im Mittelpunkt. Hunde werden ausgeführt, Jogger stürmen über Höhen und Senken und manche erste Begegnung des zugezogenen Städters mit großen und kleinen Tieren bleibt unvergesslich. Tatsächlich führt ein Spaziergang vom Steinweg bis zum Schleusenweg oder von der Märkischen Heide bis zum Heidefeld auf zwei parallel verlaufenden Wegen durch einen lebendigen und durchweg von Gärten gesäumten geschützten Grünzug.
Wo der Steinweg den Bannwald kreuzt, steht seit 1969 die Steinwegschule. Zuerst musste für die Bildungsstätte ein Kiefernwald gefällt werden – sehr zur Freude der damaligen Anwohner. Wer in einem der kleinen Siedlungshäuschen wohnte, heizte nämlich per Kachelofen und das kostenlose Holz ging schnell weg. Auch schon in den Kriegs- und Nachkriegsjahren soll der Bannwald abgeholzt worden sein, ähnlich dem Berliner Tiergarten – es ging halt ums Überleben. Die Spitzahorne, Pappeln, Traubenkirschen oder Stieleichen und Robinien wachsen erst seit rund 70 Jahren wieder in den Himmel.
Übrigens ging der Kleinmachnower Nachwuchs zu DDR-Zeiten am Steinweg in die Ernst-Thälmann-Schule. Die Polytechnische Oberschule führte bis zur 10. Klasse. Die Kinder wollte man hier zu guten sozialistischen Staatsbürgern erziehen. In der Nähe, in der Märkischen Heide 13 und 15, war das verdeckt arbeitende Ministerium für Staatssicherheit (MfS) ansässig; es betrieb hier einen Schlüsseldienst und Kfz-Stützpunkt. Eine Zufahrt führte über den Bannwald – zu erfahren neben vielen anderen interessanten Details in der Fotodokumentation „Kleinmachnow eingegrenzt“ von Georg Heinze. Die Waldseite des Einfamilienhaus-Grundstückes, das die MfS mit Sicht- und Übersteigschutz gesichert hatte, erkennt man heute noch an einem Wildschutzzaun. Der angeeignete Wald wurde wieder aufgeforstet.
Bis zum Schleusenweg ziehen sich die Spuren des „Pflege- und Entwicklungskonzeptes zum Schutz des Bannwaldes“. 2005 beschloss die Gemeindevertretung für das erste der drei Teilstücke die Vergabe des Pflegeauftrags an eine Fachfirma. 2013 folgte der zweite Abschnitt vom Stein- bis zum Schleusenweg und zuletzt kam der Bereich zwischen Märkischer Heide und Heidefeld dran.
Die angrenzenden Gärten gehören zu Grundstücken im Steinweg und Heidereiterweg. Idyllisch gelegen mit Blick in die tierreiche Welt des Waldes, bekommen sich Naherholungssuchende und Anwohner selten zu Gesicht. Hecken und Büsche gedeihen wunderbar, seitdem der Baumbestand gelichtet wurde. Imker und Umweltschützer suchten dennoch lange nach einvernehmlichen Lösungen – Streitpunkt waren Robinien, die genau so wie Pappeln zu den schnell wachsenden Bäumen gehören. Insekten lieben die Blüten der Robinien im Frühjahr, aber die Bäume vermehren sich über ihre Wurzeln und das Fällen bewirkt immer mehr neue Bäumchen. Im Grünflächenamt der Gemeinde vermittelte man: Nicht alle Robinien sollen jetzt weg.
Und auch im Zusammenleben zwischen Anwohnern und Grünflächenamt herrschte übrigens schon Eiszeit-Stimmung. Gartenabfälle hinter den eigenen Zaun geworfen, die Fütterung von Wildschweinen und sogar bauliche Anlagen ernteten natürlich Missmut im Rathaus. Umgekehrt kamen die Baumfäller mit großen Geräten und Maschinen und fuhren Schneisen in die Idylle, um gleichzeitig Trampelpfade zu monieren.
Allen gemein ist dennoch das Ziel, den Wald mit all seinen Biotopen zu erhalten. Totholz bleibt liegen und breite Wege signalisieren, wo es lang geht. Und immer mehr Anwohner sehen auch wieder den Wald und nicht nur viele Bäume vor der eigenen Gartentür. Gm

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