Schleuse wird wieder denkmalgerecht bedient
Neue elektrotechnische Anlage in Betrieb genommen
KLEINMACHNOW. Stillstand kann man dem markantesten und denkmalgeschützten Bauwerk der Gemeinde sowieso nicht nachsagen. Jetzt gab es aber technisch auch wieder eine Neuerung: Ende März nahm das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt den neuen zentralen und automatisierten Bedienstand der Schleuse an seinem historischen Originalplatz im denkmalgeschützten Mittelturm in Betrieb. Auch die Mittelkammer ist an die erneuerte Elektroanlage angeschlossen und wieder für den Schiffsverkehr freigegeben.
Automatisierter Bedienstand ist zurück im alten Turm
Was sich nach einem simplen Umzug anhört, ist für die vielen Passanten, die oft mit Kind und Kegel von der Brücke aus beim Schleusen zuschauen, tatsächlich eine gute Nachricht. Denn die vier Millionen teure und wichtige Modernisierung der technischen Sehenswürdigkeit am Teltowkanal ist so gut wie beendet und die Gerüste werden abgebaut.
Die Wiederinbetriebnahme der automatisierten kleineren Mittelkammer ist schon jetzt erlebbar. Dafür muss die größere Nordkammer noch einmal bis zum 11. Mai gesperrt bleiben, teilte Rolf Dietrich, Leiter des Wasserstraßen-Neubauamtes, mit.
Der neue Bedienstand an alter Stelle. (Quelle: Wasserstraßen- und Schiffahrtsamt Spree-Havel)
Kurzer Rückblick: Zum Zeitpunkt des Baus der Schleuse zu Beginn des 20. Jahrhunderts musste die Schleusenanlage noch stromlos bedient werden. Die sogenannten Hotoppschen Heber, die mit einem erzeugten Vakuum im Heberscheitel arbeiten, sind die Kraftzentrale fürs Befüllen und Leeren der Mittelkammer. Und sie sind der Stolz der Schleusner in Kleinmachnow, denn die alte, erhalten gebliebene Technik ist selten geworden. Künftig wird sie nun elektronisch gesteuert, eines Tages sogar aus der geplanten Leitzentrale in Berlin-Grünau, also aus weiter Ferne. „Der Ersatz sämtlicher elektrotechnischer Anlagen und der Umbau des denkmalgeschützten Mittelturmes waren eine ganz besondere Herausforderung für alle am Bau Beteiligten. Besonders interessant war die einzigartige Automatisierung einer der letzten noch funktionstüchtigen Hotoppschen Heberanlagen zum Füllen und Entleeren der Mittelkammer“, erklärte Karsten Schiller, Baubevollmächtigter des Wasserstraßen-Neubauamtes Berlin. Beeindruckende Zahlen belegen den Aufwand: 35000 Meter Kabel wurden insgesamt neu verlegt – und das bei laufendem Betrieb. Jährlich werden rund 13000 Schiffe geschleust, darunter rund 7000 Sportboote, und rund 1,2 Millionen Tonnen Güter passieren den Teltowkanal.
Der jetzt ausgemusterte und leerstehende Bedienstand mit seinen auffällig braunen und verspiegelten Fenstern stammt aus dem Jahr 1981, als der Teltowkanal wieder schiffbar wurde. Was damals von hier aus hochmodern per Knopfdruck und mit direktem Sichtkontakt auf die Binnenschiffe erledigt wurde, macht jetzt der Mausklick vor dem Monitor – das Schließen und Öffnen der Tore für die beiden betriebs-
bereiten Kammern. Der ehemalige Bedienstand soll erhalten bleiben.
Der Betrieb der Kleinmachnower Schleuse mit nur einer Kammer wird allerdings noch eine Weile die Geduld der Binnenschiffer und Freizeitkapitäne herausfordern: Die Nordkammer muss jetzt verkabelt werden und gleich im Anschluss soll die Mittelkammer wegen regelmäßiger Routine-Untersuchungen schließen, berichtete Peter Richter, einer von drei ehrenamtlichen Mitarbeitern in der Schleusnerbude. „Die Kammer muss dafür leergepumpt werden, so Richter. Seit zwei Wochen öffnet das Informationszentrum für interessierte Schleusenbesucher an Wochenenden und Feiertagen von 12 bis 18 Uhr. Solange die Mittelkammer betrieben wird, kann man in Kleinmachnow damit wieder direkt an der Waterkant stehen und dabei tierisch gute Geschichten erfahren – zum Beispiel von den Turmfalken unterm Schleusendach, deren Nachwuchs bald erwartet wird. gm
Bild oben:
Blick vom Turm auf die Schleusenkammern. (Foto: gm)