Es wird schlimmer, bevor es besser wird. Das ist ein Satz, mit dem man nur gewinnen kann. So jedenfalls der Autor Rolf Dobelli. Denn wenn es schlimmer kommt, dann hat man recht behalten. Wenn es jedoch besser kommt, dann wird schnell vergessen, dass es eigentlich hätte schlimmer kommen müssen. Besonders fatal: Man richtet sich darauf ein, dass es immer schlimmer wird, wenn Experten es sagen, und hinterfragt gar nicht mehr, ob die Therapie nicht schlimmer ist als die Krankheit selbst.
Nun gibt es eine weitere harte Behandlungsform, um die Corona-Krise zu bekämpfen: Neben die Ausgangssperre tritt nun nun die Beschränkung der Bewegungsfreiheit außerhalt eines Radius´ von 15 Kilometern, falls der Inzidenzwert bei 200 und mehr liegt. Das bedeutet, dass in einer Zeitspanne von sieben Tagen 200 von 100.000 Personen angesteckt werden müssen, bevor die Sperre greift. Zurzeit liegt der Wert in Potsdam-Mittelmark zwar bei einem Wert von 130. Doch was, wenn man den Wert reißt? Dann muss die Oma aus Reppinchen zu Hause bleiben, der Teltower aber hat alles in der Nähe. Und was genau soll es helfen, dass man im Auto keine 16 Kilometer in eine Richtung fahren darf, aber mit dem Bus drei Kilometer unterwegs sein darf? Immerhin ist die Fahrt im Auto risikolos. Schließlich wäre noch zu erfahren, wer den Radius kontrollieren soll? Die Polizei schafft das sicher nicht.
Der Verdacht drängt sich auf, dass man Handlungsfähigkeit beweisen will, ohne zu hinterfragen, zu welchem Zweck. Da sollte die Politik allerdings gut aufpassen. Denn wenn die Bürger das Gefühl bekommen, man handele aus Verzweiflung, dann wird die Autorität der Gewählten und der Verwaltung weiter erodieren. Besonders wenn die Therapie immer härter wird, ohne dass Besserung in Sicht wäre. Denn das hieße ja wohl, dass der „Doktor“ bis jetzt nur im Nebel stochert, ohne wirklich zu wissen, was hilft. Es wird schlimmer, bevor es besser wird, hilft diese Unwissenheit und Hilflosigkeit zu kaschieren. Aber es ist eben Unwissenheit und Hilflosigkeit. Und nichts anderes. Das wird immer deutlicher.
Andreas Badman