Kriegsende vor 80 Jahren

Ein Kommentar

Samuel Butler, ein kluger Engländer, hat einmal bemerkt, dass Gott die Geschichte nicht ändern könne, das könnten nur Historiker. Damit wollte er sagen, dass Historiker die Geschichte immer wieder neu sehen, genau wie Politiker und Intellektuelle, und damit eine Macht haben, die größer ist als Gottes Macht. Bis vor kurzem galt: Die Russen sind die Befreier. Doch seit spätestens 2022 hört man nicht mehr so häufig. Ein Musterbeispiel für Butlers These.

Aber auch die anderen Alliierten haben Deutschland 1945 eigentlich nicht befreit. Dann hätten die Deutschen allerdings bis Mai 1945 die Geiseln von Hitler gewesen sein müssen. Eine absurde Vorstellung. Sie waren größtenteils begeistert von Nationalsozialismus. Befreit wurden sie nicht.

Ich glaube daher eher, dass die Deutschen sich haben verführen lassen, für eine schlechte Sache eintraten und besiegt wurden. Die Gründe dafür, warum sie Hitler erlegen sind, sind vielfältig und sicher nicht sehr schmeichelhaft. Aber wir sind gut beraten, da nicht den Stab zu brechen, denn wir wissen nicht, wie wir gehandelt hätten. Seien wir also gnädig mit unseren Vorfahren, die am Ende bitter büßen musste dafür, dass sie sich Hitler angeschlossen hatten.

War denn am Ende also alles unnütz, wäre daraus nicht zu lernen? Nun, vielleicht wäre es gut, wenn die Deutschen aufpassten und sich nicht manipulieren und verführen lassen. Das heißt, man sollte gegenüber allen politischen Kräften skeptisch und kritisch bleiben, sich nicht vereinnahmen lassen, Distanz halten, sich nicht gemein machen und auch die eigenen Ideen durchaus mal hinterfragen.

Denn um Karl-Heinz Deschner zu paraphrasieren: Der Glaube hat oft zu Mord und Totschlag geführt, die Skepsis aber noch nie. Wenn das unsere Lehre aus dem 8. Mai wäre, dann wäre sie nicht die Schlechteste. In dem Sinne: Bleiben Sie kritisch!

Herzlich

Christian Kümpel

Facebook
Twitter
LinkedIn

Das könnte Sie auch interessieren