Besuch bei einem gefährdeten Wahrzeichen
Berlinerin ist die 7777. Teilnehmerin der beliebten Führungen durch die Neue Hakeburg auf dem Seeberg
KLEINMACHNOW. Der Aufruf des Heimat- und Kulturvereins Kleinmachnow e.V., den 7777. Besucher der Neuen Hakeburg am dritten Sonntag im Oktober mit einem Geschenk zu begrüßen, kam sehr gut an: Rund 50 Freunde des heimlichen Wahrzeichens der Region nahmen an der monatlichen Führung durch die erhaltenen Räume des 1906 im Burgenstil errichteten ehemaligen Herrenhauses der Hakes teil. Pünktlich um 13 Uhr kam Liane Addicks aus Berlin als 7777. Besucherin und ihr Vater spielte zur Feier des Tages auf seiner Mundharmonika die „Ode an die Freude“. 2005, als auf dem Seeberg in bester Lage noch ein Hotel einlud, war die Familie zum letzten Mal hier. „Wir wollten bei unserem Sonntagsausflug mal schauen, was aus der Hakeburg geworden ist“, erzählen die beiden. Dass das Wahrzeichen der Gegend seitdem leer steht und verfällt, hat sie sehr erschrocken.
Burgähnliches Gebäude verfällt zusehens
Überhaupt hört man immer wieder, dass die durch Vandalismus heruntergekommene Hakeburg einen bedauerlichen Anblick biete. Der stellvertretende Vorsitzende des Heimatvereins, Rudi Mach, klärte dann auch das Publikum über das Ausbleiben des denkmalgerechten Umbaus in Eigentumswohnungen auf. „Anfang August verkündete der Verantwortliche der Eigentümer, Bernd Ehret von der Skyland Gruppe, die ersehnten Bauarbeiten würden im dritten Quartal beginnen. Das ist leider nicht zu erkennen.“ Auch im Kleinmachnower Bauamt wisse man nichts Neues zu berichten. Außer einem neuen verschließbaren Bauzaun im Hof und einer Grabung im Keller ist hier nichts passiert, so Mach.
Die Skyland Gruppe erwarb die Immobilie vor wenigen Jahren und erhielt die Erlaubnis für den Bau von 34 Eigentumswohnungen. Nachdem ein Hotelprojekt aufgegeben wurde, gab die Gemeindevertretung grünes Licht für Wohnungsbau auf dem Seeberg, um die Hakeburg zu erhalten. Alle Baugenehmigungen liegen vor. Zuerst soll das Baudenkmal als Ensemble mit Remise und Pförtnerhäuschen saniert werden, dann dürfen sogenannte Hakevillen daneben gebaut werden.
Es gebe zu strenge Auflagen rund um das Wahrzeichen, sagen manche. Andere meinen, die Gemeinde hätte eine riesige Chance verpasst, das Anwesen von der Telekom als rechtliche Nachfolgerin der Reichspost in den 90er Jahren zu erwerben. Jens Klocksin erinnerte am Sonntag an den Protest des BUND, der sich vor fast 20 Jahren bereits gegen den Wohnungsbau richtete. „Wir haben mit rot-weißen Baubändern die Größe des Areals kenntlich gemacht, das jetzt bebaut werden darf“, mischte sich der engagierte Kleinmachnower in die Diskussion über die „Miss-
achtung eines Kulturgutes“ ein. Und man sollte auch ein Zeichen der Verbundenheit setzen: Dieser Ort muss öffentlich zugänglich bleiben, weil er eben für viele Kleinmachnower eine besondere Bedeutung hat. „Der aktuelle Verfall, auch der Innenräume, ist erschütternd“, fasste Klocksin die Eindrücke nach der Führung zusammen. „Eigentum verpflichtet und die Gemeinde Kleinmachnow trägt dabei eine große Mitverantwortung“. Mit diesen Worten mahnte Klocksin Taten dringend an, bevor es zu spät sei.
Die Besucher am Sonntag erinnerten sich gerne um mehr als ein halbes Jahrhundert zurück, als die neogotische Burg noch für Bildungszwecke genutzt wurde. In den Sälen lernte man in 60er Jahren nicht nur Tanzen, sondern auch viel fürs Leben. „Ich bin hier zur Schule gegangen. Das muss im Jahr 1964 gewesen sein, also vor fast 60 Jahren“ erzählt Prof. Matthias Diezemann. „Im damaligen Winter bekam das Weinberg-Gymnasium nicht genug Kohle zum Heizen, weswegen wir Schüler wochenlang in der beheizbaren Hakeburg unterrichtet wurden.“ Stolz berichteten Zeitzeugen auch von den folgenden legendären Curie-Club-Partys mit Manfred Krug oder Wolf Biermann. Sie wurden verboten. Danach beherbergte man Staatsgäste der DDR – Michail Gorbatschow oder Fidel Castro übernachteten am Machnower See.
Nach der Wende übernahm ein privater Eigentümer den Hotelbetrieb. Es gab Hofkonzerte der Gemeinde Kleinmachnow und einen Raum fürs stilvolle Heiraten, ein Catering-Unternehmen öffnete zum Schluss seine Terrasse aber nur noch für angemeldete Feiern. Zuletzt brachten noch einmal Filmaufnahmen für einen Tatort Ehre für das schon von Weitem gut sichtbare Wahrzeichen der Region. (gm)