100 Jahre Kleinmachnow

Das Stück zum Jubiläum

KLEINMACHNOW. Groß war das Interesse, als am 5. November in den Neuen Kammerspielen die Premiere des Theaterstücks zum 100-jährigen Jubiläum der Landgemeinde Kleinmachnow stattfand – coronabedingt mit einem Jahr Verspätung, doch um so mehr Herzblut legten alle Beteiligten in das Projekt.
Nach der Auftaktveranstaltung im Beisein von viel Prominenz, darunter Landrat Wolfgang Blasig sowie die Bürgermeister von Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf, folgten am 6. und 7. November drei weitere ausverkaufte Vorstellungen.
Und das buntgemischte Publikum vom Senioren bis zum Jugendlichen staunte nicht schlecht: Was da in zwei Stunden auf die Bühne gezaubert wurde, war ein wahres Lehrstück über 100 Jahre wechselvoller Geschichte, welches es wert wäre, in den Lehrplan der Schulen in der Region aufgenommen zu werden: von Förster Funke, dem ersten Gemeindevorsteher 1920, über die Zeit des NS und des Zweiten Weltkrieges, die DDR-Jahre und das Leben mit Mauer und Stasi bis hin zu den gesellschaftlichen Umwälzungen nach der Wende, als sich das soziale und bauliche Gesicht der Gemeinde rasant veränderte. Dabei gelang es perfekt, allen Themen gleichermaßen gerecht zu werden – mit der angebrachten Ernsthaftigkeit für die dunklen Kapitel der Geschichte, aber auch mit erfrischendem Humor, z.B. wenn der Immobilienmakler (Julian P. Krause) schelmisch mit Teufelsmaske und Plüschwildschwein daherkam. Oder in den Spielszenen zwischen den „eingeborenen Ossis“ (Christiane Ziel und Achim Wolff) und den nebenan „zugezogenen Wessis“ (Cynthia Schulz und Tobias Schenke).
Natürlich konnten und sollten Klischees dabei nicht vermieden werden, doch waren sie nie platt oder bösartig, sondern wurden mit Augenzwinkern so vorgetragen, dass sich wohl jeder Zuschauer in der einen oder anderen Szene wiederfinden konnte.
Sehr informativ war auch die szenische chronologische Darstellung bedeutsamer Ereignisse (Schauspieler Ulrike Röseberg, Astrid Kohlhoff, Konstantin Buchholz, Robert Glatzeder, Wera Herzberg, Anne Heilmann, Sprecher Harald Effenberg). Dabei wurden u.a. Originaldokumente wie Briefe und Tagebuchaufzeichnungen verlesen sowie historische Filmaufnahmen und Fotografien gezeigt – ob Boschsiedlung, Freilichtbühne, Krankenhaus oder Feuerwehrball, viele Erinnerungen wurden vor allem bei den älteren Kleinmachnowern geweckt, für die jüngeren und zugezogenen war es eine wunderbare Gelegenheit, Geschichte und Geschichten ihrer (neuen) Heimat zu erleben.
Gelungen auch die musikalische Umrahmung, vorgetragen von den Musikern Dustin Michel, Florian Dieter und Michael Junghanns sowie Gesangssolistin Caroline Seibt. Schmissige, teils wie Gassenhauer von den Schauspielern präsentierten Lieder sorgten für Schwung und gute Laune.
Dass alle Mitwirkenden mit so viel offensichtlicher Spielfreude und Authentizität agierten, lag sicherlich auch an deren beruflicher oder privater Verbundenheit zur Region.

Ensemble mit namhafter Besetzung

Das Ensemble bestand aus etlichen namhaften Künstlern sowie derzeitigen und ehemaligen Mitgliedern des Theaters am Weinberg (TAW), welchem wir diese wunderbare Aufführung maßgeblich zu verdanken haben. Seit seiner Gründung 1990 hat es sich als feste Größe in der Kleinmachnower Kulturszene etabliert. Geleitet wird das TAW seit Beginn von Kathrin Heilmann, die das Ensemble als Regisseurin, Buchautorin und Produzentin schon zu großen Erfolgen geführt und nun ein weiteres Glanzstück auf die Bühne gebracht hat. Selbst in Kleinmachnow geboren, forscht sie seit vielen Jahren nach den Spuren des Lebens in der DDR. Wer wäre besser geeignet gewesen als sie, die Geschichte des Ortes künstlerisch aufzuarbeiten?
Dank allen Mitwirkenden, der Gemeinde Kleinmachnow, dem Team der Neuen Kammerspiele und den zahlreichen Sponsoren! Es wäre zu wünschen, dass es weitere Aufführungen gibt und dass ein Mitschnitt auf DVD veröffentlicht wird – zum Erinnern, zum Lernen, zur Freude. (CaAn)

Bild oben:
Makler Egon Eberhard (Julian Krause, li.) hat die Kleinmachnower (Wera Herzberg, Ulrike Röseberg, Konstantin Buchholz) „im Griff“

Bild, Mitte
Kathrin Heilman, Drehbuch und Regie, mit Regisseur Konstantin A. Bürger (li.) und Ensemblemitglied Robert Glatzeder
Bild unten
Begegnung zwischen dem alteingesessenen Ehepaar Wochnick (Christiane Ziehl, Achim Wolf) und Zuzügler Maximilian Mittelstett (Tobias Schenke, v.l.n.r.)

(Fotos: ca)

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